FreilernKita

Projekt FreilernKita – Wieso, Weshalb, Warum?

Nun sag mal, Julia: Warum eigentlich das Projekt FreilernKita?

Seitdem ich denken kann, ist es mir wichtig, autonom und selbstbestimmt meine Entscheidungen zu treffen. Auch teile ich anderen sehr gerne meine persönliche Meinung zu Dingen mit, die mir wirklich am Herzen liegen.

Auf der anderen Seite konnte ich schon immer gut mit anderen Menschen oder unterschiedlichen Gegebenheiten kooperieren. Diese Fähigkeit hat es mir in gewisser Hinsicht „scheinbar“ recht einfach gemacht, durchs Leben zu sprinten und in der Gesellschaft gut zu funktionieren.

Während meiner eigenen Kindergarten-, Schul-, und Studienzeit und meinen ersten Anstellungen lernte ich, wie ich mich in eine Gruppe einfüge und Vorgaben von anderen befolge.

Eigene Ideen waren dabei stets willkommen, allerdings nur dann, wenn sie die Ziele der Erwachsenen bzw. Vorgesetzen nicht grundlegend durcheinander würfelten. Hierfür bekam ich Anerkennung von anderen. Zunächst in Form von Lob, dann in Form von Noten und später dann als Geld.

2009 trat aufgrund verschiedenster Faktoren eine große Veränderung in mein Leben. Zunächst im Inneren und dann im Äußeren. In der Folge hörte ich einfach mal komplett auf zu kooperieren und funktionierte  mal nicht mehr. Ich löste mich von meiner lieb gewonnen Identität der gesellschaftskonformen Alleskönnerin. Dies war zunächst sehr ungewohnt und beängstigend. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für mein Umfeld. Doch, was ich dann am Ende eines langen leeren Tunnels fand, war mich SELBST. Ich spürte sofort, dass ich einen wichtigen Schatz wieder entdeckt hatte.

Seither fing ich wieder an, auf meine echten eigenen Bedürfnisse zu hören, anstatt fortwährend zu versuchen mit den Bedürfnissen anderer zu kooperieren und sie zu meinen zu machen. 

Natürlich kooperierte ich auch weiterhin mit anderen, jedoch basiert diese immer weniger auf Abhängigkeiten und dem Wunsch nach fortwährender Anerkennung, sondern auf Empathie für mich SELBST und ANDERE. So begann eine Zeit, in der ich anfing alles zu hinterfragen, was vorher selbstverständlich und unveränderlich erschien. Ich wirbelte mein Leben komplett durcheinander und sortierte das Innere und Äußere neu.

Das Ergebnis war u.a., dass ich beruflich 2010 aus der Wirtschaft in die Kitabranche wechselte. Familien bindungs- und beziehungsorientiert zu begleiten war mein großer Herzenswunsch. So fand ich zum Kitaträger Kindern wachsen Flügel in München, wo ich zunächst als Gruppenleitung, später als Kitaleitung und heute als Pädagogische Fachberatung arbeite. Ich begleite Kinder, Eltern und Fachkräfte dort und zusätzlich selbständig auf ihrem ganz individuellen Beziehungsweg.

Durch diese Arbeit bin ich natürlich auch immer wieder mit den Grenzen des Systems Kita konfrontiert.

Und wenn es um Grenzen geht, wird meiner Erfahrung nach schnell nach einem Schuldigen gesucht. Je nach eigener Rolle im System sind es die Eltern, der Träger, die Mitarbeiter, der Staat oder gar die Kinder. Für mich persönlich ist es keine Frage der Schuld, wenn das System Kita nicht funktioniert. Für mich ist es vielmehr ein Ausdruck davon, dass es bisher in den meisten Kitas noch nicht ausreichend gelungen ist, die Bedürfnisse aller Beteiligten hinreichend zu befriedigen. Symptomträger können dabei die unterschiedlichen Menschen im System sein: Das „verhaltensauffällige“ Kind, die „ständig kranken“ Mitarbeiter, die Leitungen mit „Burn Out“ oder ein „notorisch unzufriedenes“ Elternpaar.

Schuld ist meiner Erfahrung nach niemand an diesem Zustand. Es ist vielmehr ein Ausdruck, dass wir als Gesellschaft oft zu viel an Kooperation von uns selbst und anderen erwarten und uns zu wenig Raum für unsere Autonomie und individuellen Bedürfnisse schenken.

Natürlich können nicht immer gleichzeitig und sofort die Bedürfnisse aller befriedigt werden. Ich glaube jedoch fest daran, dass wir gerade in Deutschland in einer Luxussituation leben, wo wir es schaffen könnten, mit den vorhandenen Mitteln zumindest die Grundbedürfnisse aller Menschen zu befrieden. Wir haben die Chance,  Kinder im Vertrauen zu sich SELBST und einem LEBEN in FÜLLE aufwachsen zu lassen. Auf diese Weise entfalten Menschen Ihre natürliche Empathiefähigkeit und ein echtes Miteinander, anstatt weiterhin auf Konkurrenz und Wettbewerb zu bauen.

Ich wünsche mir eine Welt für mich und meine Kinder, wo wir alle wieder sein dürfen, was wir wirklich sind: echte, lebendige und liebevolle Wesen, die jeder für sich und doch zusammen, Ihr volles Potential entfalten.

Mich SELBST mit meinen ganz individuellen Potentialen und Fähigkeiten mit Dir in Beziehung zu setzen, ist meine persönliche Vision für das Projekt FreilernKita. Eine FreilernKita ist eher ein Lebensraum für uns Menschen –  egal ob groß oder klein.

Was ich konkreter unter einer FreilernKita verstehe, kannst Du in der 1. Ausgabe der FreilernKita lesen. 2018 werde Euch Step bei Step meine Ideen und Visionen konkreter vorstellen, in der großen Hoffnung, dass meine Vision mit Euch gemeinsam lebendig wird.

Sehr gerne halte ich Dich mit meinem Newsletter weiter auf dem Laufenden. Über Deine Gedanken, Ideen und Wünsche zu diesem Heft und meinem Projekt, freue ich mich sehr von Dir zu hören: Schreib mir eine eMail, abbonniere oder like meine facebook-Seite LebensraumKita oder komm direkt in unsere LebensraumKita-Community bei facebook.

Trau Dich! Ich freue mich auf Dich!

Mehr über meinen eigenen Weg von der Erziehung zur Beziehung, kannst Du hier lesen!

 

Über die Autorin:

Julia Stoch ist 39 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern (3 und 5 Jahre). Sie lebt und arbeitet in München. Sie ist Dipl. Psychologin, Lernbegleiterin für das Kleinkindalter, Familylab-Seminarleiterin, Coach in der „Kunst des Zuhörens“ und Entspannungspädagogin. Sie begleitet Familien und Kitas auf Ihrem Weg von der Erziehung zur Beziehung. www.lebensraumkita.de www.lebensraumfamilie.de

 

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